Text: Heiko Rodolf / Dieter Heidt Bilder: Christoph Breithaupt / Pixabay
Nach nur einem Punkt aus den letzten fünf Spielen benötigt der Kehler FV am Samstag im Hanauerland-Duell gegen Oberliga-Absteiger SV Linx dringend ein Erfolgserlebnis.
Als ob die sportliche Durststrecke nicht schon genug Sorgen bereitet, kam für den Fußball-Verbandsligisten Kehler FV (13. Platz/4 Punkte) mit der Diagnose Kreuzbandriss bei Spielmacher Pierre Venturini vor der jüngsten 1:3-Niederlage beim FC Villingen II noch die nächste Hiobsbotschaft hinzu. Und somit gehen die Grenzstädter nach fünf sieglosen Partien angezählt ins Hanauerland-Derby im heimischen Rheinstadion am Samstag (15.30 Uhr) gegen Oberliga-Absteiger SV Linx (7./11 Punkte).
„Vielleicht kommt dieses Derby für uns genau zum richtigen Zeitpunkt. Es bietet uns die Chance, das Ruder herumzureißen“, hofft KFV-Trainer Christian Faulhaber, dass seine Mannschaft die trotz der Niederlage positiven Eindrücke in Villingen bestätigt und nach fünf Partien ohne dreifachen Punktgewinn gegen den Lokalrivalen wieder etwas fürs dürftig gefüllte Punktekonto tut.
Viele alte Bekannte
„Wir spielen zu Hause, hinken bislang unseren eigenen Erwartungen hinterher und machen uns daher selbst den Druck, punkten zu müssen. Diese Situation nehmen wir an, zusätzlicher Druck von außen ist da gar nicht nötig“, sieht Faulhaber sein Team gerüstet für die schwere Aufgabe gegen den bestens bekannten Kontrahenten aus Rheinau. Während im Kader der Gäste mit Kemal Sert, Maximilian Sepp und Felix Armbruster derzeit drei Spieler mit KFV-Vergangenheit stehen, sind es in Kehl mit Tarik Aras, David Assenmacher, Lucas Lux und Pierre Venturini vier Ex-Linxer. „Man kennt sich, ist teilweise auch auf privater Ebene befreundet. Da wird schon mal ein wenig geflachst. Im Training war unter der Woche vielleicht noch ein bisschen mehr Zug drin“, weiß Christian Faulhaber um die Besonderheit dieser Duelle und bekräftigt: „Wir freuen uns drauf, hoffen auf gutes Wetter und eine tolle Zuschauerkulisse. Am Ende soll dann das bessere Team gewinnen. Ich hoffe, das sind wir.“
Auch sein Gegenüber, der Linxer Trainer Thomas Leberer, rechnet trotz des besseren Saisonstarts seiner Mannschaft mit einem umkämpften Derby: „Das ist wie ein Pokalspiel, die Chancen stehen 50:50. Die Tabelle spielt da überhaupt keine Rolle.“
Auch wenn die Kehler aus den letzten fünf Verbandsliga-Begegnungen nur einen Punkt holten und bis auf Rang 13 der 17er-Staffel abgerutscht sind, schöpft Faulhaber Mut aus dem jüngsten Auftritt im Schwarzwald. „Von der Leistung her war das eine Steigerung. Die Einstellung hat gestimmt, es geht in die richtige Richtung“, findet der KFV-Coach, der von Mittwoch bis Freitag in der Sportschule Steinbach seine Trainerlizenz auffrischte. Zwei der drei Gegentreffer seien durch abgefälschte Schüsse und daher äußerst unglücklich zustande gekommen.
Yannick Assenmacher im Kader
Unglücklich ist auch die Personalsituation. Denn neben dem längeren Ausfall von Venturini bangt Christian Faulhaber auch um Calvin Distel, der sich am Montag im Training am Knie verletzte. „Ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist wie bei Pierre“, so der Kehler Übungsleiter, der am Samstag wieder auf den zuletzt aus beruflichen Gründen länger fehlenden Yannick Assenmacher zurückgreifen kann.
Beim SV Linx steht das Derby unter dem Motto: „Den Weg der kleinen Schritte weitergehen.“ Der Trainer legt sich fest: „Kehl will die Wende einleiten, wir wollen an den Sieg gegen Hofstetten anknüpfen. Jeder Punkt bringt uns weiter, ein Punkt ist mein Minimalziel“, sagt Thomas Leberer.
Der Linxer Coach rechnet mit einer kampfbetonten Partie. Der Heimsieg gegen Aufsteiger Hofstetten hatte nur ein Manko. Nach dem 1:0 wurden Großchancen ausgelassen, was sich am Ende hätte rächen können. Aufgrund der vielen Gelben Karten war Leberer gezwungen, drei Einwechslungen vorzunehmen, um Platzverweisen vorzubeugen. „Alle Einwechselspieler sind gut ins Spiel gekommen“, freut er sich.
Erstes Duell sein über vier Jahren
Das letzte Duell mit dem KFV fand am 7. April 2018 auf Verbandsliga-Ebene statt. Linx verlor in Kehl 1:2, feierte aber am Ende die Meisterschaft. Dass David Assenmacher nach einem Jahr Oberliga in Linx zum Kehler FV zurückkehrte, bedauern die Linxer, war der Allrounder doch eine feste Größe im SVL-Team. Assenmacher auszuschalten, ist eine der Hauptaufgaben der Linxer Abwehr.
„Die bisherigen negativen Ergebnisse der Kehler sind mir egal, wir schauen auf uns“, weist Leberer die Favoritenrolle zurück. Bis zum Wochenende kommen die beiden Urlauber Sinan Süme und Marius Hauser zurück. Jetzt überlegt der Coach, ob er beide ohne Training einsetzen soll. Definitiv nicht dabei sind Timo Schwenk, Kemal Sert, Mathieu Crouzat und Cedric Krebs.
Gegen Hofstetten saßen mit Desire Bako, Kerfela Camara und Abdoulaye drei Neuzugänge aus dem B-Kader auf der Bank, die sich im Kreisliga-A-Team mit guten Leistungen angeboten hatten. Noch reichte es nicht für einen Einsatz, aber am Beispiel des 18-jährigen Abwehrspielers Ole Müller, der bereits zweimal Verbandsligaluft schnuppern durfte, wird deutlich, dass Leberer junge Spieler im Auge hat.