Kehl gegen Lahr: Wehe dem, der das Derby verliert

Der Kehler FV und der SC Lahr haben einen klassischen Fehlstart ­hingelegt. Am Samstag kreuzen die beiden Lokalrivalen nun im Rheinstadion die Klingen. Es geht für beide Clubs um sehr viel.

Nach zwei Spieltagen in der Fußball-Verbandsliga stehen Frank Berger die Haare zu Berge. 0:2 gegen den OFV, 0:4 in Waldkirch. Am Samstag (15.30 Uhr) kommt der SC Lahr zum Ortenau-Derby ins Rheinstadion – mit einer genau so indiskutablen Bilanz von null Punkten und gerade mal einem Tor. „Es geht für beide Clubs um sehr viel“, sagt der Trainer des KFV.

Berger ist immer noch fassunglos wegen der ersten Halbzeit in Waldkirch, wo bereits alle vier Gegentore fielen – zwei davon in der Nachspielzeit. „Das geht gar nicht“, entrüstet sich der Coach, „da waren wir im Tiefschlaf!“
Nach zwei Spielen drängt sich die Frage auf: Gehört der Kehler FV auch in dieser Saison zu den Spitzenteams der Verbandsliga Südbaden? Oder müssen sich die Grün-Weißen diese Rolle abschminken?
Ist die Mannschaft nur im Umbruch? Oder reicht die Qualität nicht für das vordere Drittel?

Fehlende Fitness

Das Derby gegen Lahr alleine wird die Antwort nicht liefern. Aber einen Fingerzeig schon. Berger verweist einerseits auf die „Verletzten- und Urlauber-Misere“, wie er seine Liste fehlender Akteure neuerdings nennt. „Sechs Urlauber, sechs Verletzte“, lautet die Wasserstandsmeldung vor dem Derby. Keine Frage: Die Urlaube einiger Spieler sind ihm ein Dorn im Auge, auch wenn das bei anderen Vereinen nicht anders aussieht. „Bei Lehrern ist das jetzt in den Schulferien keine Frage, auch ist der Zeitpunkt abhängig vom Partner oder der Familie“, weiß er. Aber Berger runzelt die Stirn, wenn es um die Wahl des Urlaubsortes geht: „Ob man zwei, drei Wochen weg muss, womöglich mit anschließenden Quarantäne-Maßnahmen …?“, fragt er sich und liefert die Antwort gleich mit: „Man kann auch hier Urlaub machen – im Ferienhaus oder mit Tagesausflügen und dabei gleichzeitig dem Fußball nachgehen.“

Der Präsident bewertet das Reizthema Urlaub nicht ganz so brisant, sondern legt das Augenmerk auf die Fitness: „Bei uns müssen ein paar Spieler an sich arbeiten“, fordert Claus Haberecht und wird deutlich: „Übergewicht, das geht gar nicht!“
Auch Berger mahnt in Sachen Fitness: „Die Spieler müssen sich darum kümmern und die Angebote des Physiotherapeuten Michael Hentschel annehmen.“

In Waldkirch kam zu allem auch noch eine lasche Einstellung hinzu. Zumindest vor der Pause. Anfällig in der Abwehr, ansonsten stets bemüht, lautete das Fazit des örtlichen Journalisten. Das ist der Alptraum eines jeden Arbeitszeugnisses.
Und nun? Kommt gegen Lahr eine Trotzreaktion?

Gallus ist das Problem

Beim Sportclub fehlt der Strippenzieher auf dem Platz: Gabriel Gallus zahlte eine teure Zeche für das siegreiche Pokal-Derby in Runde zwei beim FV Langenwinkel: Er fällt mit einem Kreuzbandriss monatelang aus. „Er ist nicht zu ersetzen“, sagt SC-Trainer Oliver Dewes. Auch er hat heftige personelle Engpässe. Der neue Stürmer Marin Stefoztic ist vorsorglich in Corona-Quarantäne, wichtige Leute wie Yannic Pietro, Ousman Bojang, die Bruder Hakan und Yasin Ilhan sowie Simon Zehnle sind angeschlagen. Dewes sagt: „Wir müssen uns was überlegen fürs Derby.“

Kontrahent Berger fordert: „Wir müssen das Beste draus machen, auch wenn sich das jede Woche gleich anhört.“ Für Haberecht steht nicht das Ergebnis im Vordergrund, sondern die Einstellung der Mannschaft: „Die dürfen nicht umherirren, sondern müssen zeigen, was sie können.“

Während der Präsident des Kehler FV zur Not einen Punkt nehmen würde, will Trainer Frank Berger auf Sieg spielen. „Das wird für beide Clubs schon irgendwie ein Finalspiel“, orakelt er. Das klingt zwar verfrüht nach zwei Spielen. Aber eins ist dennoch klar: Der Verlierer, falls es einen gibt, wird so schnell nicht wieder in den oberen Regionen der Verbandsliga auftauchen …

Text: Thomas Kastler Bild: Marc Faltin

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