KFV-Sport-Vorstand Allgeier: „Saison ist nicht kalkulierbar“

Wenn Fußball-Verbandsligist Kehler FV am Samstag (15.30 Uhr) mit dem Heimspiel gegen den Offenburger FV in die neue Saison startet, schwirren viele Fragezeichen über dem Rheinstadion.

„Die Corona-Krise macht alles unsicher. Die Saison ist nicht kalkulierbar. Jede Woche kann es neue Überraschungen, neue Verletzte geben“, sagt Kehls Sport-Vorstand Timo Allgeier vor dem Neustart nach sieben Monaten Spielpause.
Nachdem die Kehler Verantwortlichen vor der vergangenen Saison als Tabellendritter nach dem ersten Corona-Saisonabbruch klar den Aufstieg als Saisonziel ausgegeben hatten, sind sie diesmal als Tabellenvierter nach dem zweiten vorzeitigen Saisonende wegen der Covid-19-Pandemie ziemlich zurückhaltend.


Wollen in der Verbandsliga ganz vorne mitspielen – falls Corona es zulässt: die KFV-Spieler (v. l.) Felix Armbruster, Ümit Sen, Tim Keck, Fadi Ammar Kheloufi und Elyes Bounatouf. © ULRICH MARX

„Angst vor Lockdown“

„Hoffentlich gibt es keinen zweiten Lockdown. Der schwebt als Wolke über allem. Wir müssen von Woche zu Woche denken und wollen uns mit Siegen pushen“, erklärt KFV-Trainer Frank Berger die schwierige Situation für fast alle Vereine. Der 36-Jährige will in seiner dritten Saison als Trainer in Kehl natürlich wieder ganz vorne mitspielen, für ihn sind aber viele Parameter, die die Leistung beeinflussen, derzeit unklar. „Ich habe Angst, dass wir auch die dritte Runde in Folge nicht zu Ende spielen“, befürchtet auch Timo Allgeier.

Kader nicht schlechter“

„Die Mannschaft ist nicht schlechter als vergangene Saison“, ist der 53 Jahre alte Sport-Vorstand allerdings von der Qualität des Kehler Kaders überzeugt, auch wenn er vor allem mit Innenverteidiger Dennis Kopf als Spielertrainer zum Landesligisten SC Hofstetten, Außenverteidiger Tarek Aras zum Oberligisten SV Linx und Mittelfeldspieler David Assenmacher, der den KFV nach 23 Jahren ebenfalls Richtung Linx verließ, um als 28-Jähriger noch einmal die Herausforderung Oberliga anzunehmen, ganz wichtige Spieler ziehen lassen musste.

Samy Madihi zurück

Immerhin kehrte in Samy Madihi ein starker Oberliga-Spieler vom SV Linx fürs KFV-Mittelfeld um die Routiniers ­Pierre Venturini und Yannick Assenmacher zurück. Auch Dennis Häußermann vom Verbandsliga-Konkurrenten SC Lahr ist ein starker Mann für die rechte Außenbahn. Und in Samuel Manguele kam von Illkirch-Grafenstaden ein bulliger Stürmer, der seine Klasse im Angriff schon in der Saison 2018/19 in Kehl unter Beweis gestellt hat, damals aber nicht dauerhaft verpflichtet werden konnte.
Mit Omar Bounatouf vom SC Lahr konnte zudem der Weggang von Torhüter Daniel Künstle zum SV Linx bereits in der Winterpause kompensiert werden. Der Bruder von Außenverteidiger Elyes Bounatouf bildet mit Kevin Mury ein starkes Torhüter-Duo.
Viel dazugelernt im vergangenen Jahr haben auch junge Spieler wie Stürmer Tim Keck, Mittelfeldspieler Agon Zukaj oder Abwehrspieler Hannes Moser.

Viele Verletzte

Sorgen bereiten den Kehler Verantwortlichen vor allem die vielen Verletzten, die zum Teil der langen Spielpause geschuldet sind. „Die Vorbereitung seit 4. Juni war sehr unruhig. Man kriegt keinen Rhythmus rein und kann taktisch nicht richtig arbeiten, weil immer einige verletzt fehlen“, sagt Sport-Vorstand Allgeier.
Während Burak Seftali (Rückenprobleme), Fadi Kheloufi, Samuel Manguele und Yannick Assenmacher (alle muskuläre Probleme) nur zeitweise fehlten, haben Rico Maier und Samy Madihi (im Muskelaufbau nach Knie-Op) kein Vorbereitungsspiel bestreiten können. Bei KFV-Kapitän Maier ist sogar die Rückkehr ins Team gänzlich ungewiss. Der inzwischen 29 Jahre alte ehemalige deutsche U-Nationalspieler hat sich Mitte Juni im Training am Knie verletzt. Dabei wurde ein alter Kreuzbandriss festgestellt. Derzeit arbeitet der Sport- und BWL-Lehrer ab September an den Beruflichen Schulen in Kehl an seinem Comeback. Wann das allerdings ist, weiß er selbst nicht.

Innenverteidigung neu

Deshalb musste die Innenverteidigung beim KFV in der Vorbereitung komplett neu formiert werden, da ja auch Dennis Kopf weg ist. Routinier Felix Armbruster wurde von der „Sechs“ zurückgezogen und soll nun die Defensive gemeinsam mit Youngster Quentin Hauswald oder dem Neuzugang vom SV Eckartsweier, Aboubacar Condé, stabilisieren.
Eine stabile Abwehr ist ab dem ersten Verbandsliga-Spieltag gefragt, wenn der Vorjahres-Dritte OFV als einer der Meisterschaftsfavoriten am Samstag ins Rheinstadion kommt. Auch zum Verbandsliga-Start vor einem Jahr gastierten die Offenburger in Kehl. Damals triumphierte der KFV in dem traditionsreichen Derby mit 3:0.

Schweres Auftaktprogramm

Ein erneut erfolgreicher Start würde die Kehler Sorgen etwas vertreiben, denn anschließend muss der KFV zum FC Waldkirch. Zum zweiten Heimspiel gastiert der Vorjahres-Dritte SC Lahr in Kehl, bevor es zum Vorjahres-Fünften SV Bühlertal geht, der am vergangenen Samstag im südbadischen Pokal immerhin mit 3:2 bezwungen werden konnte. Damit muss der KFV in den ersten vier Saisonspielen dreimal gegen Verbandsliga-Top-Teams ran. „Wir haben ein hartes Programm. Dann wissen wir gleich, wo die Messlatte hängt“, nimmt’s Frank Berger gelassen. Und Timo Allgeier betont: „Ich schaue nicht auf die ersten vier Spiele. Erst ab Mitte September ist es maßgebend, wenn wir hoffentlich wieder alle an Bord haben.“

Text: Rüdiger Rüber

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