Text: Rüdiger Rüber Bild: Christoph Breithaupt
Der 19-Jährige aus Offenburg-Rammersweier war eigentlich beim Fußball-Verbandsligisten nur die Nummer drei und hat nun seinen festen Platz im Tor – aber auch jede Menge andere sportlichen Talente.
Eigentlich war Simon Heering in seinem ersten Seniorenjahr beim Kehler FV als dritter Torwart eingeplant, doch als die Nummer eins Kevin Mury Ende September im Spiel des Fußball-Verbandsligisten beim SV Kuppenheim aus privaten Gründen fehlte, warf Trainer Frank Berger den erst 19-Jährigen ins kalte Wasser. Und Heering schwamm: Bei seiner Premiere in der Verbandsliga gewann der KFV im achten Anlauf sein erstes Saisonspiel mit 2:1.
Immer Feuer und Flamme
„Simon hatte zuvor im Training ordentliche Leistungen gezeigt, war immer Feuer und Flamme. Außerdem hat er seine Sache gut gemacht“, begründete der KFV-Coach seine Entscheidung, dem Youngster den Vorzug vor der Nummer zwei Omar Bounatouf zu geben. Frank Berger musste seine Wahl bislang nicht bereuen, auch wenn sich Bounatouf kurz darauf beim KFV abmeldete. In fünf Spielen mit Simon Heering im Tor holten die Grenzstädter immerhin zehn Punkte, nachdem der Saisonstart zuvor mit nur zwei Punkten aus sieben Spielen gründlich für den Tabellenvierten des Vorjahres in die Hose gegangen war.
Prominente Ex-Teamkollegen
„Mein Ziel war es, im Tor zu stehen und der Mannschaft zu helfen, indem ich Tore verhindere“, freut sich der Rammersweierer, der noch eine jüngere (14 Jahre) und ältere (21 Jahre) Schwester hat, dass er nach vier Spielen in der zweiten Mannschaft ins Verbandsliga-Team aufgestiegen ist. Am Samstag im Rheinstadion gegen den SV Weil (15./9 Punkte) soll es nun auch im 13. Saisonspiel mit dem ersten Heimsieg klappen: „Das wäre schön“, sagt der Torhüter, der beim FV Rammersweier in der F-Jugend mit dem Fußball anfing. Dann kickte er in der E- und D-Jugend beim OFV mit Top-Talenten wie Umut Tohumcu (jetzt Profi bei 1899 Hoffenheim), Lars Kehl (jetzt beim SC Freiburg II), Tim Breithaupt (jetzt Profi beim Karlsruher SC) sowie Davino Knappe (jetzt beim A-Jugend-Bundesligisten VfB Stuttgart) und fand auch den Weg vom Feldspieler ins Tor.
Als zu klein empfunden
„Ich finde es cool, im Tor zu stehen. Das hat mir von Anfang an riesig Spaß gemacht. Außerdem musste man nicht so viel laufen“, meint Simon Heering schmunzelnd. Seine Torwart-Ausbildung intensivierte der Offenburger, der gerne auch beim SC Freiburg oder KSC ein Nachwuchs-Leistungszentrum besucht hätte, aber nach Probetrainings immer mit dem Argument „zu klein“ aussortiert worden war, dann zwei Jahre in der C-Jugend und ein halbes Jahr in der B-Jugend beim Freiburger FC, bevor er für eineinhalb Jahre zum OFV zurückkehrte. Seit der A-Jugend trägt er nun das Trikot des Kehler FV.
USA-Stipendium das Ziel
Wie lange noch, das ist offen: Nach dem Abitur am Okengymnasium 2020 und einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) beim Deutschen Roten Kreuz in Kehl studiert Simon Heering seit Anfang August an einer Online-Uni (Internationale Hochschule) internationales Management. „Mein Ziel ist ein Stipendium in den USA über den Fußball zu bekommen. Bis Mitte November werde ich meine Bewerbung abgegeben haben. Wie und wann es dann weitergeht, weiß ich noch nicht“, erklärt der inzwischen 1,88 Meter große Torhüter, der nicht nur im Fußball Talente hat. Der 19-Jährige hütete auch das Handball-Tor der Schulmannschaft des Okengymnasiums.
Training beim TuS Schutterwald
Mit den Oken-Handballern, darunter Kevin Heuberger vom TuS Schutterwald, wurde er 2019 beim Bundesfinale Neunter. Ein paar Mal war er auch im Training beim TuS, blieb aber dem Fußball treu. „Fußball war immer meine Nummer eins“, versichert das Multi-Talent, das in der Jugend und anfangs auch noch bei den Senioren Tennis beim TC BW Bohlsbach spielte.