Text: Markus Hug Bild: Ulrich Marx
Trainer Christian Faulhaber hat beim Kehler FV nach nur elf Punkten aus 15 Spielen das Handtuch geworfen. Jetzt soll Bora Markovic die Grün-Weißen auf Kurs bringen.
Das 0:4 gegen Aufsteiger SC Hofstetten am vergangenen Samstag war der bisherige Tiefpunkt in einer Saison zum Vergessen für den Fußball-Verbandsligisten Kehler FV. Mit nur elf Punkten aus 15 Spielen befindet sich der Traditionsverein aus der Grenzstadt in höchster Abstiegsgefahr. Trainer Christian Faulhaber zog am Montagabend nach nur knapp fünf Monaten von sich aus die Konsequenzen und stellte sein Amt zur Verfügung. Mit Bora Markovic übernimmt nun zumindest bis zur Winterpause eine echte Vereinslegende.
„Christian Faulhaber hat mich nach dem desaströsen Spiel gegen Hofstetten um ein Gespräch gebeten, das wir am Montagabend geführt haben. Da haben wir alles analysiert und er war der Meinung, dass die Mannschaft neue Impulse braucht, die er aktuell nicht liefern kann“, erklärt KFV-Präsident Claus Haberecht, der dem jetzt Ex-Coach großen Respekt zollte: „Christian gehört seit vielen Jahren zur KFV-Familie, er trägt das grün-weiße Gen in sich. Es ist ihm sicher nicht leichtgefallen, diesen Schritt zu gehen, aber es zeigt, dass der Verein wichtiger ist als persönliche Interessen.“
Unter der Gürtellinie
Haberecht sieht die Schuld am sportlichen Absturz längst nicht nur beim Trainer. „Die Zusammensetzung der Mannschaft hat nicht gepasst. Da sind einige dabei, die kein Verbandsliga-Niveau haben und auch einige, die vom Charakter her nicht passen“, so der Vereinschef, der in Kürze seinen 70. Geburtstag feiert. Dabei ging er noch mehr ins Detail: „Was da teilweise von Spielern oder Angehörigen in den sozialen Medien oder bei Whatsapp abgelaufen ist gegen den Trainer oder Verein, war weit unter der Gürtellinie. Das können wir nicht akzeptieren.“ Deshalb werde dem einen oder anderen Akteur nahegelegt, den Verein in der Winterpause zu verlassen. „Gleichzeitig werden wir natürlich auch nach zwei, drei Verstärkungen Ausschau halten“, kündigt Haberecht an.
Zunächst aber galt es, einen Interimstrainer bis zur Winterpause zu finden, denn auf den KFV warten nach dem spielfreien Wochenende noch drei superwichtige Aufgaben. Zunächst muss am 26. November ein Pflichtsieg beim Tabellenletzten FV RW Elchesheim eingefahren werden, dann geht es am 4. Dezember zum FV Lörrach-Brombach und am 10. Dezember gegen den FC Waldkirch – also die beiden Teams, die in der Tabelle direkt über den Kehlern stehen. Und wenn man von den zu erwartenden fünf Absteigern ausgeht, muss der KFV beide Teams am Ende hinter sich lassen.
Drei neue Co-Trainer
Bei der Trainersuche spielte Haberecht dann ein Zufall in die Karten. „Bora Markovic kommt am Mittwoch aus privaten Gründen für vier Wochen in die Ortenau“, erzählt der Präsident über den langjährigen KFV-Coach, der von 1998 bis 2014 im Rheinstadion an der Seitenlinie stand und die Grenzstädter von der Verbandsliga in die Oberliga führte. Anschließend trainierte die inzwischen 71 Jahre alte Ortenauer Fußball-Legende noch den FV Schutterwald und VfR Zusenhofen, bevor er seinen Lebensmittelpunkt vor zwei Jahren zurück in seine serbische Heimat verlegte.
„Bora ist nicht nur ein absoluter Fußball-Experte, sondern auch ein toller Motivator, der das Teamgefühl stärken kann. Und er kennt den KFV wie kein Zweiter. Ich hätte mir so kurzfristig keine bessere Lösung vorstellen können“, so Haberecht. Doch Markovic soll den Karren nicht alleine aus dem Dreck ziehen. Als Co-Trainer kehrt Philippe Henches zurück, der dieses Amt beim KFV unter Markovic und auch danach viele Jahre ausgeübt hat. Ebenfalls als Co-Trainer fungiert ab sofort Jean-Marc Venturini, früherer französischer Fußballprofi und Vater des aktuell verletzten KFV-Leistungsträgers Pierre Venturini. Der verlängerte Arm des Trainerteams auf dem Spielfeld soll Simon Schulze als spielender Co-Trainer sein. „Mit dieser Konstellation werden wir arbeiten, bis wir eine dauerhafte Lösung gefunden haben“, kündigt Haberecht an.
Auch Sax kehrt zurück
In der Vereinsführung bekommt der Präsident künftig wieder Unterstützung von Jürgen Sax, der bis auf Weiteres die Position des sportlichen Leiters übernimmt. „Ich komme mir so ein bisschen vor wie beim großen Bellheim“, scherzt Haberecht mit Blick auf den legendären Fernsehfilm von Dieter Wedel aus den 1990er-Jahren angesichts der betagten Führungscrew mit ihm selbst (fast 70), Markovic (71), Venturini (70) und Sax (61).
Da kommt wahrlich Freude auf. Alter verhindert keine Leistung, setzt machmal unglaubliche Energien frei und entdacht vielleicht schlummerden alten Ehrgeiz. In den oftmals so gerne belächelten Alten steckt der Mumm von früher. Bora Markovic, der ja nichts mehr beweisen muss, in Verbund mit den anderen genannten, wird es richten, muss es richten. Wäre doch ein Jammer, denn ein Abstieg wäre der Fall in die Trostlosigkeit. Aus diesem Loch würde sich der KFV in den nächsten Jahren kaum noch selbst herausziehen können.