Autor: Thorsten Mühl/Heiko Rudolf Bildmontage: Kehler FV
Im Derby zum Start aus der Winterpause der Fußball-Verbandsliga steht für beide Mannschaften im Kampf um den Klassenerhalt viel auf dem Spiel.
Einen durchwachsenen Vorbereitungsverlauf hat Fußball-Verbandsligist SC Lahr hinter sich. Diverse Corona-Infektionen und Verletzungen begleiteten den Kader von Trainer Oliver Dewes, der mit dem Heimspiel gegen den Kehler FV am Samstag (15 Uhr) seine letzte Halbrunde an der Lahrer Seitenlinie antritt, bevor er im Sommer nach sieben Jahren beim Sportclub zum FSV Seelbach wechselt.
Trügerische Platzierung
Die Lahrer bestritten die Testspiele und Trainingseinheiten in zumeist etwas kleinerer Besetzung von wechselndem Personal, „dennoch war es möglich, uns alles in allem zufriedenstellend einzuspielen“, befand der sportliche Leiter Petro Müller. Die Betrachtung der tabellarischen Situation gibt ein Bild wieder, das Klarheit aussagt: „Als Neunter mit 23 Punkten auf dem Konto sind wir gerade einmal zwei Punkte vom ersten Abstiegsplatz entfernt. Die einstellige Platzierung ist trügerisch, wir sind nach wie vor fester Bestandteil des Abstiegskampfes, alles ist ganz eng beisammen. Es wird nicht nur für uns eine heiße Rückrunde, in der es jetzt heißt, von Beginn an emsig und konstant zu punkten“, stellt Müller klar.
Das beginnt mit dem Vergleich gegen Kehl, laut Müller „eine ebenso knifflige wie schwierige Hürde. Beide Mannschaften wissen noch nicht, wie nach der Pause der Leistungsstand ist. Drei Punkte hätten schon eine erste Aussagekraft, wir könnten im besten Fall Kehl auf Distanz halten“. Spielerisch sind beide Mannschaften zweifelsfrei dazu in der Lage, einen technisch überaus ansehnlichen Stil auf den Platz zu zaubern. Auf die feine Klinge sollten sich Beobachter allerdings eher nicht einstellen, glaubt Lahrs sportlicher Leiter: „Ich kann mir eine gerade in der Anfangsphase taktisch geprägte, vor allem aber kämpferisch bestrittene Partie beider Mannschaften gut vorstellen. Technische Finessen oder Spielereien sind zum aktuellen Zeitpunkt nicht gefragt, weil beide zu gut wissen, wie wichtig ein Sieg wäre.“
Müller sieht die Vorteile bei der Mannschaft, die vor allem defensiv allen Willen an den Tag lege, ohne Gegentreffer zu bleiben. Offensiv seien der KFV als auch der SC stets in der Lage, mit notfalls einer Aktion das Spiel zu entscheiden. Doch die Suche nach defensiver Stabilität begleitete ebenfalls beide Kontrahenten durch die gesamte bisherige Runde.
Vogel und Ilhan fraglich
Auf Gastgeber-Seite stehen Gabriel Gallus, Roman Bulgakov und Andreas Bürkle sicher nicht zur Verfügung. Große Fragezeichen stehen daneben hinter Thomas Vogel und Hakan Ilhan. Yannic Prieto könnte wieder eine Alternative sein.
Für den im Sommer scheidenden Gästetrainer Frank Berger beginnt mit dem Derby in Lahr zum einen die Abschiedstour, zum anderen aber auch die Mission Klassenerhalt. Denn die Grenzstädter haben mit nur 21 Punkten aus 17 Spielen als Tabellen-13. der 17er-Staffel auf dem ersten möglichen Abstiegsplatz überwintert. Nicht viel rosiger ist die Lage beim Kehler Gastgeber im ersten Pflichtspiel des neuen Kalenderjahres, der als Neunter lediglich zwei Punkte mehr auf dem Konto hat.
Noch 15 Endspiele
Doch nicht nur die hinter den Erwartungen zurückliegende sportliche Situation eint die beiden Kontrahenten. Während Berger nach drei Jahren als Cheftrainer im Sommer freiwillig den KFV verlässt und Platz für Christian Faulhaber (SG Freistett/Rheinbischofsheim) macht, wurde der Vertrag von Oliver Dewes beim SC Lahr nicht verlängert. Nach sieben Jahren hoffen die Verantwortlichen des Sportclubs durch die Beförderung des aktuellen Co-Trainers Domenico Bologna auf frischen Wind.
Doch bis es soweit ist, stehen für beide Ortenauer Clubs 15 Endspiele für den Ligaverbleib an. „Wir stehen momentan auf einem Abstiegsplatz. Für uns geht es nur um positive Ergebnisse für den Klassenerhalt“, versucht Berger gar nicht erst, um den heißen Brei herumzureden. Allerdings macht die Vorbereitung dem langjährigen KFV-Abwehrchef Mut, dass er sich nicht als Absteiger verabschieden muss: „Im Großen und Ganzen war die Vorbereitung okay. Wir hatten zwar nie alle Mann beisammen, die Leistungen in den letzten Pflichtspielen vor der Winterpause und in den Testspielen waren aber ganz gut.“
„Gewisse Lotterie“
Allerdings weiß auch Berger, dass Vorbereitungsspiele nicht überbewertet werden dürfen. „Nach der langen Pause und mit der Corona-Situation ist der eigene Leistungsstand schwierig einzuschätzen. Jede Mannschaft hat da erstmal mit sich selbst zu kämpfen. Das wird eine gewisse Lotterie, nach dem Spiel sind wir schlauer“, erwartet Frank Berger am Samstag im Stadion Dammenmühle ein ähnlich enges Duell wie beim 1:1 im Hinspiel am 21. August des Vorjahres im Rheinstadion, als die Kehler nach dem Führungstreffer von Felix Armbruster in der Nachspielzeit noch den bitteren Ausgleich durch Violand Kerellaj hinnehmen mussten.
„Beide Mannschaften werden sich voll reinhauen. Lahr steht in der Tabelle vor uns, wir wollen aber etwas Zählbares mitnehmen“, erklärt Berger, dessen personelle Situation sich über den Jahreswechsel allerdings nicht verbessert hat. Denn Pierre Venturini muss nach seiner Tätlichkeit im letzten Pflichtspiel 2021 beim OFV rotgesperrt noch sechs Spiele pausieren. Da kommt es umso ungelegener, dass mit Omar Bounatouf (VfR Willstätt), Agon Zukaj (SV Renchen), Kevin Mury, Samuel Manguele und Laurent Mulliqi (alle Frankreich) gleich fünf Akteure den Verein in der Winterpause verlassen haben. Zugänge gab es hingegen keine. „Diese Möglichkeit hatten wir leider nicht. Außer Pierre sind aber alle Spieler dabei, wenn auch nicht auf dem gleichen Leistungslevel.“