Weil der Einsatz von bis zu 15 Spielern zum Auftakt der Fußball-Verbandsliga unklar oder unmöglich ist, sieht der Claus Haberecht, Präsident des Kehler FV, sein Team am Samstag beim Derby gegen den OFV nur als Außenseiter.
Und wieder beginnt die Verbandsliga-Saison mit dem Derby gegen den Offenburger FV. Trotz zweier pikanter Erfolge zuletzt beim 3:1 am 7. März 2020 und beim 3:0 am 22. August 2020 geht der Kehler FV vor der Neuauflage des Klassikers am Samstag (15.30 Uhr) in Deckung. „Der OFV ist grundsätzlich der Favorit“, sagt KFV-Präsident Claus Haberecht und meint damit nicht nur das Derby, sondern die Meisterschaft in der Verbandsliga.
Ist das eine ganz neue Hochachtung vor dem Erzrivalen von der Offenburger Badstraße? Oder schierer Zweckpessimismus?
Von beidem etwas.
Personelle Notlage
„Der OFV hat eine eingespielte Mannschaft und kaum Abgänge“, begründet Haberecht die Ausnahmestellung, die er den Offenburger in der Verbandsliga vermacht. Was aktuell das Derby angeht, befindet sich der Kehler FV in einer personellen Notlage. Trainer Frank Berger verliest dazu eine 15 (!) Namen umfassende Liste von Spielern, die sicher, vermutlich oder möglicherweise nicht zur Verfügung stehen werden.
„Wir sind jetzt der Underdog“, folgert Haberecht daraus und stellt gleich klar: „Das ist jetzt nicht tiefgestapelt, sondern der Realität geschuldet.“
Zumindest bei Felix Armbruster hofft der Präsident, dass der Nasenbeinbruch dessen Einsatz nicht verhindert. Rico Maier ist wegen eines Kreuzbandrisses eh außen vor, bei Fahdi Kheloufi geht laut Berger wegen muskulärer Probleme nichts, Dejan Zdraveski plagt eine Rippenprellung. Und, und, und.
„Echt hart und wirklich schade“, sagt Frank Berger zu dieser Situation, aber von weißer Fahne hissen kann nicht die Rede sein. Im Gegenteil. Wir freuen und auf die Zuschauer, auf die Derby-Stimmung und machen das Beste daraus. Wenn es optimal läuft, dann ist auch ein Sieg drin!“
Gästekapitän Petereit gesperrt
Nun kommt ja auch der OFV nicht in Bestbesetzung daher. Am meisten ins Kontor schlägt die Rot-Sperre von Kapitän und Torjäger Marco Petereit, dessen Platzverweis vom Pokal-Viertelfinale gegen den Freiburger FC saisonübergreifend nachwirkt. Benjamin Pfahler fehlen außerdem Mittelfeld-Taktgeber Louis Beiser-Biegert (Meniskusverletzung), Flügelspieler Dimitrios Tsolakis (Muskelfaserriss), Luca Kehl (Bänderverletzung) und Luca Repple (Schambein-Entzündung). Der OFV-Trainer äußert sich betont vorsichtig: „In Kehl ist es immer unangenehm zu spielen, denn der KFV hat ein robustes Auftreten, eine stabile Defensive, schnelle Umschaltmomente und gefährliche Standards. Am meisten fürchtet er KFV-Strippenzieher Pierre Venturini. Und der steht nicht auf der Verletztenliste.
750 Zuschauer zugelassen
Nach Stand der Dinge sind am Samstag coronabedingt 750 Zuschauer zugelassen, die sich registrieren müssen (Luca App oder Zettel). Ab 200 Fans aufwärts gilt im Rheinstadion eine Maskenpflicht. „Auf der Tribüne“, kündigt Claus Haberecht an, „wird nur jeder dritte Platz besetzt.“
An einem Tag wie morgen wäre der Kehler Präsident „mit einem Punkt wahnsinnig zufrieden. Alles andere“, sagt er, „wäre nach den Sternen gegriffen. Der gegenseitige Respekt muss groß sein, denn auch beim OFV nimmt keiner das Wort „Sieg“ in den Mund. Vereinsurgestein Heinz Falk (81) legt sich nur insofern fest: „Eine weitere 0:3-Niederlage des OFV wird es nicht geben …“
Text: Thomas Kastler Bild: Peter Heck / Mittelbadische Presse