Die Rekord-Serie der Kehler Zeitung: Wir präsentieren Rekorde aller Art aus der Rheinstadt – jeden Dienstag und Donnerstag. Heute Folge 6: Der Mann mit den meisten sportlichen Kronen.
Irgendein Sport betreibt fast jeder – Jogger trainieren die Ausdauer, im Fitnessstudio werden Muckis aufgebaut. Doch wer das Sportabzeichen ablegen will, braucht von allem etwas: Kraft, Schnelligkeit, Koordination und Ausdauer. Diese vier sportmotorischen Grundfähigkeiten können in verschiedenen Disziplinen abgeprüft werden. Dazu kommt der Nachweis der Schwimmfähigkeit. Je nach erbrachter Leistung gibt es das Sportabzeichen in Bronze, Silber oder Gold.
Doch es geht auch eine Spur härter – mit der Deutschen Sportkrone, einem privat gestifteten Sportabzeichen, das erst ab einem Alter von 50 Jahren erworben werden kann. Doch während beim „normalen“ Sportabzeichen die Anforderungen in Fünfjahresabständen an das Alter angepasst werden, müssen bei der Deutschen Sportkrone 15 Jahre lang dieselben Leistungen erbracht werden. Erst mit 65 sinken die Anforderungen. Dabei sind diese wesentlich höher: „Die Leistungsanforderungen orientieren sich am „alten“ Sportabzeichen aus den 50er Jahren“, sagt Günter Hochfeld, der 13-mal die Deutsche Sportkrone errungen hat und damit seines Wissens so oft wie kein anderer im weiten Umfeld. Und während es beim Sportabzeichen je nach Leistung unterschiedliches Edelmetall gibt, ist es bei der Deutschen Sportkrone vom Alter abhängig: Wer mit 50 die Anforderungen erfüllt, bekommt die Krone in Silber, mit 55 Jahren in Gold. Ab 60 funkeln auf der goldenen Krone ein paar Brillanten.
Ambitioniertes Tun
Für seine 13 Kronen musste Günter Hochfeld all die Jahre ganz schön weit springen: 4,75 Meter im Weitsprung oder 1,35 Meter im Hochsprung. Und der 100-Meter-Lauf ist in 13,4 Sekunden zu absolvieren – das ist ambitionierter als das, was ein 30-Jähriger für das Deutsche Sportabzeichen in Gold erbringen muss.
Das „normale“ Sportabzeichen hat Hochfeld „nur“ 35 Mal abgelegt – was daran liegt, dass er spät damit angefangen hat. Eines davon hat er in der Jugendzeit errungen, dann aber berufsbedingt pausiert. „Ich bin Bilanzbuchhalter und Betriebswirt, habe jeden Tag gearbeitet und dann noch ein Abendstudium gemacht“, erzählt der heute 71-Jährige. Erst mit 37 betrat er auf Bitten seines Vaters wieder das Rund des Rheinstadions, um gemeinsam mit ihm das Abzeichen abzulegen. „Ich habe gemerkt, dass man dafür trainieren muss“, sagt er. „Deshalb bin ich wieder in den KFV eingetreten und habe bei den Jedermännern mitgemacht.“
Doch daraus wurde mehr: Trainer Ernst Hess warb ihn für die Leichtathletik-Riege an. Von 1992 bis 2006 nahm Günter Hochfeld an den Badischen Meisterschaften teil und stand mehrfach auf dem Siegertreppchen, vor allem im Weitsprung und im Staffellauf. Seine Zeiten weiß er heute noch auswendig: „Mit 45 Jahren habe ich die 100 Meter in 12,2 Sekunden gemacht und bin 5,50 Meter weit gesprungen“, erinnert er sich.
Gut warmmachen
Auf die Deutsche Sportkrone hatte ihn einer seiner Leichtathletik-Kollegen gebracht. „Ich habe dann geschaut, ob ich die Bedingungen erfüllen kann“, sagt er. Er schaffte es – im Gegensatz zu vielen anderen und das auch noch Jahr für Jahr: „Es gab einige Jahre, an denen ich alleine geehrt wurde“, berichtet er stolz. Auch heute treibt er noch regelmäßig Sport: „Abgesehen von ein paar Wehwehchen bin ich noch verhältnismäßig gut drauf“, sagt er. „Je älter man wird, desto besser muss man sich eben warmmachen.“ Er fährt viel Rad und dreht Laufrunden im Stadion, aufs Schwimmen verzichtet er aber derzeit – wegen der Corona-Bestimmungen.
Stichwort:
Die meisten Sportabzeichen
Rund 100 Kehler legen jedes Jahr das Deutsche Sportabzeichen ab – mit steigender Tendenz: 2018 und 2019 waren es sogar 120 Absolventen. Rekordhalter ist bei den Männern Hugo Fabricius mit 51 Urkunden und bei den Frauen Traude Schliephake (41 Mal).
Daneben besteht beim KFV auch die Möglichkeit, sportliche Meriten nach den Anforderungen anderer Nationen zu erringen. Neben dem deutschen Sportabzeichen nimmt Joachim Halm das österreichische, dänische, norwegische und Schweizer Sportabzeichen ab. Jedes Sportabzeichen hat seine speziellen Herausforderungen und seine „Fans“.
Auch den grenzüberschreitenden „Sport Pin Medaille Oberrhein“ kann man in Kehl ablegen. Die Besonderheit hierbei ist, dass mindestens eine Disziplin auf der anderen Rheinseite abgelegt werden muss.
Text: Nina Saam Bild: Erwin Lang Mittelbadische Presse